Japanese Summers of a Filipino Fundoshi
Japan/Philippinen 1996, Farbe, 39 min
Der Film entstand für ein Kulturfestival der Aichi-Präfektur in Japan, zu der auch eine Einladung des Künstlers, seiner Familie und anderer künstlerischer Kollaborateure gehörten. Über das Tragen des traditionellen Lendenschurzes stellt Kidlat Tahimik eine Verbindung zwischen Japan und den Philippinen her. Er nutzt die Gelegenheit einerseits zu einer Kritik der „Mickey-Mousification“ seiner eigenen Kultur, andererseits zum Aufmachen einer transasiatischen Verbindung zwischen zwei Ländern, die historisch ein außerordentlich problematisches Verhältnis zueinander haben (was der Film jedoch nicht thematisiert).
Ausgangspunkt der filmisch umgesetzten Überlegungen von Kidlat Tahimik ist die kulturelle Abhängigkeit der Philippinen vom ehemaligen Kolonialherren, den USA, die er vor allem auf ästhetisch-medialer Ebene beobachtet: „Because of the television influence we lost our roots. We are neither this nor that...“ Falsche ästhetische Ideale würden in den Philippinen auch durch die nationalen Medien weiter gegeben, so seine Kritik.
Begleitet von Bildern der standardweißen Figuren auf einer Hochzeitstorte konstatiert er: „Our Philippine movies perpetuated artificial beauty standards by copying Hollywood film.“ An anderer Stelle gibt er aber auch zu, von einem westlichen, weiblichen Sexsymbol wie Marilyn Monroe durchaus angezogen zu sein – was er mit der nach wie vor kolonial geprägten Erziehung und Sozialisation in seinem Heimatland erklärt. Seinen Sohn muss er vor dem Sexappeal der Monroe jedoch schützen, wozu eine Fotomontage erstellt wird, die Kidlat in kämpferischer Pose der blonden Verführerin gegenüberstellt, eine Pose allerdings, die – wie sein Sohn listig bemerkt – ebenso als Balztanz interpretiert werden könnte.
Als Alternative zur aufoktroyiert westlichen Ästhetik führt Tahimik die Plastiken der Igorot an, eines indigenen Volks, das in den Bergen von Nord-Luzon lebt und in den Filmen von Kidlat Tahimik immer wieder eine Rolle spielt. Der Filmemacher hat zeitweise mit den Ifugao, einem der Igorot-Stämme, gelebt und dabei ihre Traditionen und Gebräuche kennengelernt. In seinen Filmen erscheinen sie immer wieder als Beispiel für eine ihrer eigenen Geschichte und Kultur bewusste Gemeinschaft. Besonders der von Perkussionsinstrumenten begleitete Rundtanz der Ifugao und ihre traditionelle Bekleidung tauchen in den Filmen von Kidlat Tahimik immer wieder als Gegenstück zur traditionsvergessenen Gesellschaft der Philippinen auf.
In der Werkstatt eines Bildhauers in Baguio entdeckt er Statuen, die die körperlichen Eigenschaften der Igorot betonen, anstatt sie westlichen Schönheitsidealen anzupassen. Besonders eine Kopie der Freiheitsstatue, die von ihrem Schöpfer mit einem Körperbau ähnlich dem der Igorot geschnitzt wurde, dient als willkommenes Emblem für die mögliche Umwertung aufgezwungener, ästhetischer Werte und die damit verbundene anti-koloniale Re-Education.
In diesem Sinne verläuft auch der japanisch-philippinische Kulturkontakt. Eine in den Philippinen ausgegrabene Blindgänger-Bombe wird zu einer Glocke umgestaltet, die als Mahnmal an der Hiroshima-Gedenkstätte errichtet und mit einem rituellen Tanz ihrer Bestimmung übergeben wird. Profaner verlaufen die Parallelen, die der männliche Lendenschurz nahelegt, der in beiden Ländern zur Tradition gehört: der Bahag der Ifugao und der japanische Fundoshi, der bis zum Zweiten Weltkrieg Teil der traditionellen japanischen Bekleidung war, heute aber fast nur noch bei rituellen Anlässen getragen wird. Schließlich gelingt es Tahimik sogar, seine Gastgeber davon zu überzeugen, das Kleidungsstück, das „den Hintern zeigt, den Gott Euch gab“, zu tragen.
A Cinematrix/Kidlat Tahimik Production,
Programming Conception: Aichi Prefectural Arts Production Service, Programming Commitee: Joe Takeba, Norio Nishijima, Yuji Hirano, Yoshitomo Morioka, Produced by Kazuyuki Yano, Executive Producer: Takashi Echigoya (AAC), Fundoshi Dancers: Rey Lopes Na-Uyac, Joran Mong-Osan, Rene Aquitania, Kidlat de Guia, Kawayan de Guia, Kabunyan de Guia, Virginia Oteyza de Guia, Arnel Banasan, Raffy Kapuno, People of Hunaduan, Ifugao and Gihaku Ono, Body Art: Eduardo Masfere, Kawayan de Guia,
Musik: Shanto Verdun (Hiroshima Bell), Joon Claudio (Sumo Fundoshi), Grace Nono (Schwarzenegger Butt), Pinikpikan Band (Plaster Castings), Kamera: Kidlat Tahimik, Additional Shooting: Kidlat de Guia, Kawayan de Guia, Kabunyan de Guia, Haruhito Ono, Yoshio Shimizu, Editor: Kidlat Tahimik & Charley Fugunt
Production Assistants: Romy Bagbagen, Marilou Guieb, Shanto Verdun
Sound Mix: Buddy Mendoza
Negative Matching: Norma
Laboratory: Philippine Information Agency, Video to Film Transfer: Magna Sound Lab (N. Y.)