Yan Ki Made in Hongkong
Schweiz/Hongkong 1980, 43 min, Farbe
Als es in Hongkong noch Sweatshops gab, drehte Kidlat Tahimik im Auftrag schweizerisch-kirchlicher Entwicklungshilfeorgane einen Dokumentarfilm über die Textilarbeiterin So Wan Ming, die nach einem Arbeitsunfall nicht mehr für die schweizerische Wäschefirma Triumph arbeiten kann und sich vor Gericht eine – magere – Entschädigung erkämpft. Im Mittelpunkt des Films steht die einjährige Tochter Yan Ki, der das einfache, entbehrungsreiche Leben in einer Arbeiterfamilie vorbestimmt zu sein scheint.
Die sozialkritische Darstellung von Ausbeutung, harten Arbeitsbedingungen und beengten Wohnverhältnissen betrachtet Kidlat Tahimik hier aus europäischer Perspektive. Viele der Themen, die in seinen bekannteren Langfilmen behandelt werden, spielen auch hier eine Rolle: die Familie, asiatische Traditionen und ihre Bedrohung durch den Fortschritt, die wirtschaftliche und ökonomische Globalisierung, die Mechanisierung und sogar schon die Digitalisierung von ehedem physischer Arbeit. (Familienvater Choi Keong kassiert die Mautgebühr für die Nutzung des Hafentunnels und arbeitet dabei mit „einem der kompliziertesten Computersystemen, die es in Asien gibt.“)
Der Film war eine Auftragsarbeit für einen Zusammenschluss von kirchlichen Entwicklungshilfeorganisationen aus der Schweiz, was sich in einer deutlich konventionelleren Filmsprache niederschlägt als im vorangegangenen Parfümierten Alptraum. Prominent behandelt wird im Film die Arbeit des christlichen Gewerkschaftsrats in Hongkong, der So Wan Ming vertritt. Die Konzessionen an das Zielpublikum werden verstärkt durch die deutschen Synchronstimmen, die im Voice-Over die offenbar nachträglich geskripteten Gespräche führen. Kidlat Tahimiks Talent, komplexe politische und kulturelle Themen in griffige Bildmetaphern zu übertragen, ist hier nur zu erahnen. Wie ein Befreiungsschlag wirkt denn auch der herrlich chaplineske Epilog, in dem Tahimik als emsiger Hosen-Schneider unter den Produkten seiner Akkordarbeit begraben wird. Indem er die Familie bei ihrem Alltagsleben begleitet, fängt Kidlat Tahimik allerdings auch Bilder von einem proletarisch geprägten Hongkong ein, das damals noch Produktionsstandort für billige Kleidung und Elektronikgeräte war und das inzwischen lange verschwunden ist.
Kamera: Nap Jamir, Montage: K. H. Fugunt, Production Assistant: Patricia O. De Guia, Apo Leung, Ton: Sam Tam, Dietmar Preuss (Post-Produktion), Grafik: Willi Magtibay, Übersetzung: Isot Jacobs (Deutsch), Denis Sarri (Französisch), Sprecher: Sabine Froehlich, J. B. Vitus, Hongkong Christian Industrial Committee: Raymond Fung, Hans Lutz, Lau Chin Shek, Lee Hung Chong, Leung Po Lam, Fung Kam Kuen, Wendy Foon Wai Ling, Elsie Ng, Lawrence Cheung Hui Kwan,
Herzlichen Dank: Sister Theresa Dagdag, Sau Mau Ping Young Workers Centre, Hongkong Cross-Harbour Tunnel, Angelican Workers Fellowship, Ja & Philip Lam, Patrick Lui
Produzent: Kooperation Evangelischer Kirchen und Missionen der deutschen Schweiz, Brot für Brüder, Organ der evangelischen Kirchen der Schweiz für Entwicklungsdienst, Autor: Kidlat Tahimik
Eine 16mm-Kopie des Films ist erhältlich vom Archiv des EZEF - Evangelisches Zentrum für entwicklungsbezogene Filmarbeit.