Turumba1

Turumba / Olympisches Gold
Deutschland/Philippinen 1981, 95 min, Farbe

Im Auftrag des ZDF drehte Kidlat Tahimik 1981 in Laguna in den Philippinen diesen Film als Beitrag zu der Fernsehspielreihe „Vater Unser“. Es handelte sich dabei um sechs 45minütige Kurzfilme von internationalen Regisseuren, die Schlüsselsätze aus dem christlichen Glaubensbekenntnis filmisch interpretierten. Sie wurden im Oktober und November 1981 am Mittwoch und Samstag um 19.30 Uhr auf einem Sendeplatz ausgestrahlt, der für kirchliche Programme vorgesehen war. Sie wurden von der Münchner Filmfirma Tellux produziert, einem bis heute existierenden Unternehmen, dessen Mehrheitsgesellschafter die katholischen Bistümer sind. Möglicherweise wegen dieser Entstehungsgeschichte ist dies der einzige Film von Kidlat Tahimik, der auf einem relativ konventionellen Drehbuch basiert und in dem der Regisseur nicht selbst auftritt.

Tahimik hatte sich für den Satz „Unser täglich Brot gib uns heute“ entschieden, und drehte einen Film über eine Familie in Pakil in Laguna, einem kleinen Ort, der etwa 100 Kilometer von der Hauptstadt Manila entfernt ist und für seine „Turumba“ Prozession und seine musikalische Tradition bekannt ist, die in dem Film auch eine wichtige Rolle spielen. Die Familie verdient ihren Lebensunterhalt mit der Produktion von Pappmaché-Figuren, einem Kunsthandwerk, für das die Region landesweit bekannt ist. Die Figuren verkaufen sie beim jährlichen Turumba-Fest und leben von den Einnahmen das ganze Jahr.

„Trotzdem sind sie reich“, hieß es damals im Pressematerial des ZDF, „durch ihre Fröhlichkeit, sie haben Zeit zum Tanzen, Musizieren; sie sind geborgen in ihrer Tradition – bis eines Tages in ihr Leben so etwas wie eine Gans, die goldene Eier legt, einbricht.“ Eine herrische, deutsche Unternehmerin kommt in den Ort und gibt die Produktion von 30.000 Olympia-Waldis in Auftrag, dem Maskottchen der Münchner Olympiade. Die Familie beginnt eine quasi-industrielle Produktion von Pappmaché-Figuren, und plötzlich ist Zeit Geld. Tahimik hat gesagt, dass sein Film vom „Einbruch des Kapitalismus in ein philippinisches Dorf“ handele.

Aus dem Material, das Tahimik für das 45-minütige Fernsehspiel drehte und das mit deutscher Synchronisierung unter dem Titel Olympisches Gold ausgestrahlt wurde, schnitt Tahimik zusätzlich eine Version in Spielfilmlänge, die heute unter dem Titel Turumba international gezeigt wird. 

Der Brückenschlag zwischen dem philippinischen Dorf und der Münchner Olympiade, der durch die Souvenirproduktion hergestellt wird, hat einen autobiografischen Hintergrund. Denn Kidlat Tahimik kam 1972 nach München, um sich bei den Olympischen Spielen mittels Souvenirverkauf das Startkapital für ein Künstlerleben zu verdienen. Die Olympiade 1972 gilt heute als die erste, bei der die Vermarktung des offiziellen Maskottchens zum Bestandteil des Geschäftsmodells "Olympia" wurde. Kidlat Tahimik hatte eine offizielle Lizenz für die Verwendung des "Olympia-Waldis" erworben und war nach eigener Angabe mit rund 25.000 in den Philippinen gefertigten Waldi-Windspielen (Mobiles) nach München angereist.

Regie: Kidlat Tahimik, Buch: Kidlat Tahimik, Kamera: Boy Yniguez,
Schnitt und deutsche Dialoge: K. H. Fugunt, Ton: Ed de Guia, Neidhart Franke, Rolly Ruta, Titelgestaltung: Wil Magtibay
Crew: Raynon Afuang, Romy Bagbagen, Louie Joven, Rommel Simpliciano
Produktionsassistenz: Patricia O de Guia, Nena de Guia
Musik: Mandy Afuang
Darsteller: Homer Abiad, Iñigo Vito, Maria Pehipol, Patricio Abari, Bernarda Pacheco, Katrin de Guia, Claudia Aderes, Mino Aco, Riri Afuang, Silberio Galvez, Alma Almasan, Nita Alejo, Johnny Ching, Radi Dalit, Joseph Anderes, Cupido Arevalo, Manuel de Guia, Juanito Cahicas, Seferino Balino, Cristino Balino, Alejandro Macabaso, Vicente de Ramas

Produktion: Tellux Film, Kidlat Kulog Productions

16mm-Kopien von Turumba sind erhältlich vom EZEF - Evangelisches Zentrum für entwicklungsbezogene Filmarbeit (OmdtU) und von Les Blank Films Inc. (englische OF).