Kosmos und Alptraum
Kontextfilme: Philippinisches Kino und entferntere Verwandte
Auch wenn sich Kidlat Tahimik als filmischer Autodidakt und Selbstversorger versteht, sind seine Filme eingebunden in die heimlichen Absprachen und Wahlverwandtschaften, die es zwischen Filmen immer gibt. Einigen solchen Bezügen geht die Retrospektive "Kosmos und Alptraum" mit einer Auswahl von Kontextfilmen nach, wobei "Kontext" beim idiosynkratischen Gesamtwerk Tahimiks ein weiter Begriff bleiben muss. Eine Mini-Retrospektive des philippinischen Kinos sowie einige größtenteils zeitgenössische internationale Filme sollen Assoziationen anregen, erahnte Spuren verfolgen oder gänzlich neue Spuren um Tahimiks Werk herum legen.
Genghis Khan
R: Manuel Conde, Philippinen 1950, 88 min, s/w, DCP, OmE
Quelle: National Film Archives of the Philippines / Film Development Council of the Philippines
„Wissen Sie, was eine Hummel ist? Nach den Gesetzen der Aerodynamik ist ihr Körper zu schwer für die Flügel. Aber niemand hat der Hummel gesagt, dass sie nicht fliegen kann! Und mir hat niemand gesagt, dass ich keinen Film über Genghis Khan machen kann.“ - Manuel Conde weiter lesen
Giliw Ko (My Dear)
R: Carlos Vander Tolosa, Philippinen 1939, 91 Min., s/w, DVD, OmE
Giliw Ko ist vermutlich der älteste, heute noch existente Film aus den Philippinen und die erste Produktion von LVN, das eines der wichtigsten Filmstudios des Landes werden sollte. weiter lesen
A Portrait of the Artist as Filipino
R: Lamberto Avellana, Philippinen 1965, 110 min, s/w, DCP, OF (englisch)
Quelle: Deutsche Kinemathek / Film Development Council of the Philippines
A Portrait of the Artist as Filipino basiert auf dem bekanntesten Theaterstück des immer wieder als Nobelpreis-Kandidaten gehandelten Schriftstellers Nick Joaquin, das die Nostalgie nach dem untergegangenen, spanisch geprägten Manila der Vorkriegszeit mit einer Klage über die durch-amerikanisierte Gegenwart verbindet. weiter lesen
Maynila: Sa mga kuko ng liwanag
(Manila in the Claws of Light)
R: Lino Brocka, Philippinen 1975, 125 min., Farbe, 35mm, DCP, OmE
Quelle: Cineteca di Bologna
Ebenfalls von L’Immagine Ritrovata in Bologna restauriert wurde Manila in the Claws of Light, das neorealistische Großstadt-Melodrama, das Lino Brocka international bekannt machte. weiter lesen
Signed: Lino Brocka
R: Christian Blackwood, USA 1987, 85 min, Farbe, 16 mm, OmU
Quelle: Arsenal - Institut für Film und Videokunst
Den großzügigen und offenen Genius des Regisseurs Lino Brocka, des wohl bekanntesten philippinischen Filmemachers seiner Generation, hat Christian Blackwood in seinem Portrait Signed: Lino Brocka kongenial eingefangen. weiter lesen
Himala
R: Ishmael Bernal, Philippinen 1982, 124 min, Farbe, DCP, OmE
Quelle: ABS-CBN Manila
"Es gibt keine Wunder! Wir machen die Wunder selbst!" ruft Elsa in der Schlussszene von Himala all denen zu, die an sie und ihre Heilkräfte geglaubt hatten. Ishmael Bernals wütende Parabel über ein philippinisches Dorf, das sich in einen Wallfahrtsort verwandelt, ist einer der großen Klassiker des philippinischen Kinos. weiter lesen
Der lachende Stern
R: Werner Schroeter, D/Philippinen 1983, BluRay, OmU, 109 min
Die Nähe von Pathos und Pathologie, die Ishmael Bernal in Himala in Szene setzt, mag auch Werner Schroeter angezogen haben, als er wenig später Der lachende Stern drehte, eine essayistische Annäherung an die Philippinen in der Endphase der Marcos-Diktatur. weiter lesen
Le fils maudit
R: Mohammed Ousfour, Marokko 1958, 35mm, OmE, 50 min
Mohammed Ousfour gilt als der erste Marokkaner, der einen Film in Marokko gedreht hat, eine Tarzan-Verfilmung auf 8mm, uraufgeführt 1941 in einem Innenhof in Casablanca. weiter lesen
Contras'City
R: Djibril Diop Mambéty, Senegal 1968, 16mm, OmE, 22 min
Badou Boy
R: Djibril Diop Mambéty, Senegal 1970, 16mm, OmE, 59 min
Der 1998 verstorbene Mambéty ist für viele der wichtigste Filmemacher des afrikanischen Kontinents, was freilich nichts daran ändert, dass auch er zu Lebzeiten ein Randgänger blieb. weiter lesen
San Domingo
R: Hans-Jürgen Syberberg, D 1970, 35mm, OF, 138 min
Wer mit dem Namen Hans-Jürgen Syberberg vor allem dessen weitaus bekannteren Filme über Richard Wagner, König Ludwig und Adolf Hitler verbindet, wird über das schwarz-weiße Generationenportrait San Domingo überrascht sein, eine auf Kleists "Die Verlobung von St. Domingo" basierende Geschichte, die Syberberg in eine anarchistische Landkommune in Bayern transponiert. weiter lesen
Reminiscences from a Journey to Lithuania
R: Jonas Mekas, USA 1971, 16mm, OF, 83 min
Kopienquelle: Arsenal - Institut für Film und Videokunst
1971 fuhren Jonas und Adolfas Mekas auf Einladung des sowjetischen Ministeriums für Kultur zu den Film-Festspielen nach Moskau und nahmen die Gelegenheit wahr, ihre Familie in Birsen in Litauen zu besuchen. Mit Unterstützung des NDR drehten die beiden einen Film über diese Reise in die Vergangenheit. weiter lesen
Nippon-koku Furuyashiki-mura
(Das Dörfchen Furuyashiki)
R: Shinsuke Ogawa, Japan 1982/83, 16mm, OmU, 210 min
Kopienquelle: Arsenal - Institut für Film und Videokunst
Zu den wenigen Filmemachern, denen Kidlat Tahimik in seinen Filmen eine direkte Hommage erweist, gehört der japanische Regisseur Shinsuke Ogawa. Bekannt machten ihn seine Dokumentationen von politischen Kämpfen im Japan der 60er und 70er Jahre, legendär wurde er durch einen Zyklus von Langzeitdokumentationen über ein Dorf im Zao-Gebirge weiter lesen
Le miracle des loups
(Das Wunder der Wölfe)
R: Raymond Bernard, Frankreich 1924, 35mm, OmE, 133 min
Kopienquelle: Gaumont Pathé archives
Als Kidlat Tahimik seinen Debütfilm Der parfümierte Alptraum 1977 ans Forum schickte, lag der Sendung ein Brief an Erika und Ulrich Gregor bei sowie als weitere Anlage ein kurzes Referenzschreiben von Henri Langlois, dem berühmten Gründer der Cinémathèque Française. weiter lesen